FAQ
Fragen und Antworten
Immer wieder tauchen im Umfeld der Diskussion um die Reede in Bad Salzig Fragen und Behauptungen auf, die an dieser Stelle aus Sicht der Initative erläutert und klargestellt werden sollen.
Reede in alter Zeit
Die WSV zeigt in ihren verschiedenen Präsentationen oft Bilder der Bad Salziger Reede aus vergangener Zeit. Dort sind zahlreiche Schiffe im Rhein vor der Bad Salziger Ortslage zu sehen. Die Bilder rufen bei dem Betrachter eine gewisse „Wehmut“ hervor oder „Wie war das doch früher so schön!“ Warum aber lagen so viele Schiffe vor dem Bad Salziger Rheinufer? Wegen des Erfordernisses von Ruhephasen oder dem Bedürfnis Einkäufe, zu tätigen oder Behördengänge zu erledigen? Sicher nicht!
In der damaligen Zeit befuhren meist Schleppverbände mit bis zu 9 angehängten Schiffen den Rhein. Diese Schleppverbände kamen durchaus auf eine Gesamtlänge von 600-700 Meter. Damals gab es noch kein Radar auf den einzelnen Schiffen, ab St. Goar war Lotsenpflicht, die Fahrtzeiten der Schiffe betrugen damals im Winter 12 und im Sommer ca. 14 Stunden täglich. Damals konnte man den gebirgigen und engen Teil des Mittelrheintals maximal mit 3 angehängten Schiffen durchfahren. Deshalb wurden vor St. Goar alle zusätzlich vorhandenen Schiffe des Schleppverbandes vor Anker gelegt und man setzte die Fahrt mit den 3 möglichen angehängten Schiffen fort.
Mit der damals verfügbaren Motorleistung benötigte man ca. 6 Stunden bis Bingen. Selbst wenn der Schlepper dann umgehend kehrt machte, um die nächsten Schiffe vom Ankerplatz zu holen, konnte die nächste Bergfahrt meist nicht am selben Tag erfolgen, denn das war (mangels Radar) meistens wegen einsetzender Dunkelheit nicht mehr möglich. Also blieb man notgedrungen die Nacht über am Ankerplatz und nutzte dann auch sicher die Gelegenheit, mal an Land zu gehen, Einkäufe zu erledigen, und mal irgendwo einzukehren. Dies auch deshalb, weil die Schiffe damals noch nicht mit ausreichenden Kühlmöglichkeiten ausgerüstet waren, um Lebensmittel für mehrere Tage oder gar Wochen mitzuführen.
Dalben
Dalben sind in die Flusssohle gerammte hohe Stahlpfähle mit Festmachepollern für Schiffe.
Sollen die Dalben wirklich in die Flusssohle gerammt werden?
Der frühere Wahlkreisabgeordnete MdB Peter Bleser hatte ein Gespräch zwischen Birgitta Beul, der Leiterin des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Rhein und weiteren Vertretern der WSV mit Vertretern der Bürgerinitiative #gegenReede2.0 und dem jetzigen Wahlkreisabgeordneten Marlon Bröhr MdB vermittelt. Das Gespräch fand am 17. Juni 2021 statt. Nach diesem Termin hatte die Initiative eine Pressemitteilung vorbereitet, die mit der Pressestelle der WSV abgestimmt worden ist. Die Pressestelle der WSV selbst hat in den Entwurf der Pressemitteilung eingefügt: „(in die Flusssohle gerammte hohe Stahlpfähle mit Festmachepollern)“. Dieser Vorgang war dem Vertreter der WSV, der in der Sitzung des Ortsbeirates Bad Salzig am 24. Mai 2022 die neue Planungsvariante Vorplanung 2022 vorgestellt hat, sicher nicht bekannt. Seitens des Vertreters der WSV wurde in dieser Sitzung nämlich vehement bestritten, dass seitens der WSV jemals geäußert worden sei, die Dalben würden in die Flusssohle des Rheins gerammt. Nach der Aussage der WSV am 24. Mai 2022 würden die Dalben in die Flusssohle des Rhein „gedreht“. Diese Ausbauvariante ist schonender. Die Pfahllöcher würden mit einem Drehbohrgerät (ca. 1500 mm Durchmesser) in die Flusssohle gebohrt, anschließend würden die Großpfähle eingesetzt und eventuell betoniert.
Was kann im Falle des Rammens passieren?
Rammen kann teilweise starke Schwingungen und Vibrationen im Boden verursachen, wozu es genauerer Abklärungen und eventuell Rammversuche geben müsse. Die Schwingungen und Vibrationen können zu Schäden an Gebäuden und Infrastruktur führen, u.U. in einem Umkreis von mehreren Hundert Metern. Vor Beginn der Arbeiten ist allen Gebäude- und Anlagenbesitzer eine Bestandsaufnahme der Bausubstanz anzuraten, um eventuelle Risse oder Absenkungen später dokumentieren zu können.
Landstromkästen
Sind die Landstromkästen wirklich so groß wie ein Kleinwagen?
Das ist sicher etwas übertrieben, geht aber in die Richtung Kleinwagen. Der auf dem Foto abgebildete Landstromkasten (steht in Koblenz, am Peter-Altmaier-Ufer an der Mosel) ist 1,80 m hoch, 1,85 m lang und hat eine Tiefe von 33 cm. Ein Mercedes Smart ist im Übrigen ca. 1,55 m hoch, 2,70 m lang und 1,66 m breit.
Gefahrgutliegeplätze
Die Gefahrgutliegeplätze sollen außerhalb des Ortes nach Oberstrom, also Richtung Hirzenach verlegt werden. Zurzeit befindet sich die Gefahrgut-Liegestelle unterhalb des Ortes. Am neu geplanten Standort wären dann auch die Distanzen zu möglichen Zündquellen geringer. Dazu zählen die Hochspannungsleitungen der Bahn und der DB Schaltposten in Höhe der südlichen Ortsausfahrt. Im Fall von auslaufender oder brennender Ladung im Rahmen einer Havarie muss geprüft werden, ob und wie Rettungskräfte an Bord kommen können. Eine Anlegestelle nur mit Dalben und einzelnen Landungsstegen ohne Feuerwehrzufahrt und Standplatz für Rettungsfahrzeuge wäre sicher ebenfalls genauer zu prüfen. Idealerweise befinden sich Gefahrgut-Reeden ja außerhalb eines Ortes rheinabwärts, denn auslaufende oder brennende Ladung fließt ja den „Rhein runter“, also dann entlang der bebauten Ortslage.
Heute liegen Kegelschiffe direkt vor unseren Häusern, teilweise keine 40 Meter entfernt. In Vorträgen der WSV wird immer wieder betont, dass mit der "Modernisierung" der Reede auch eine Verlegung der Gefahrgutliegeplätze außerhalb des Ortes erfolgen soll. Das ist gut, aber in keiner Weise ist diese Maßnahme von der Installation von Dalben und Landgangstegen abhängig.
Kegelschiffe liegen derzeit zu nahe am Ort
Was sind Kegelschiffe?
Binnenschiffe, die ABC Gefahrenstoffe transportieren, werden optisch mit blauen Wimpeln bzw. blauen Lampen gekennzeichnet. Die Anzahl der Wimpel bzw. der Lampen weist von 1- 3 steigend auf die Gefährlichkeit des transportierten Stoffes hin.
Entzündliche Stoffe – ein blauer Kegel, ein blaues Rundumlicht
Gesundheitsschädliche Stoffe – zwei blaue Kegel, zwei blaue Rundumlichter
Explosivstoffe – drei blaue Kegel, drei blaue Rundumlichter
Fotomontagen der geplanten Reede2.0
Es wird immer wieder behauptet, dass die Fotomontagen, die das Aussehen der Reede2.0 in Bad Salzig illustrieren, völlig überzogen wären und die damit verbundenen Bauten übertrieben darstellen würden.
Hierzu ist zu sagen, dass diese Fotomontagen ausschließlich durch die WSV erstellt worden sind. Die Initiative hat sich ganz bewusst nicht an diesen Illustrationen beteiligt, um sich genau diesem Vorwurf der übertriebenen Darstellung nicht auszusetzen.
Es gibt auch Fotomontagen, die nicht annähernd die Dimensionen zeigen, die nach der Beschreibung durch die WSV (Dalbenhöhe: 3 Meter über Straßenniveau) realisiert würden. Die Dalben auf der vorhergehenden Illustration müssten eigentlich die Höhe der Straßenlaternen haben. Damit wurde auf diesem Foto das Ausmaß der geplanten Baumaßnahmen sogar stark untertrieben.
Das Schiffsaufkommen in der Zukunft
Das Schiffsaufkommen wird in der Zukunft stetig zurückgehen. Die Verwendung fossiler Brennstoffe wird nach den Planungen der Bundesregierung schrittweise zurückgefahren. 2030 soll mit der Verwendung fossiler Brennstoffe Schluss sein. Damit sinkt natürlich der Transportbedarf solcher Brennstoffe auch auf dem Rhein. Hinzu kommt, dass die Schiffe aus wirtschaftlichen Gründen sicher immer größer werden. Das Schiffsaufkommen wird in folge deutlich zurückgehen und der Anteil der Schiffe, die personell so besetzt sind, dass Pausen nicht mehr erforderlich sind, wird weiter steigen.
Die Schiffe werden außerdem moderner. Der Logistikkonzern Rhenus baut die Frachter der Zukunft. Bis 2023 sollen 2 komplette Schubboot-Verbände mit Elektroantrieb und minimalem Tiefgang vom Stapel laufen. Laut Reederei sind die „Rhenus Mannheim“ und die „Rhenus Wörth“ schon ab 1,20 Meter Wassertiefe einsatzbereit. Schon die „Rhenus Mannheim“ kann ferngesteuert und wie ein Computer aus der Entfernung gewartet werden Das Problem ist, dass Binnenschiffe fast so lange halten wie Schieferdächer, manche stammen noch aus der Vorkriegszeit. Das 21. Jahrhundert wird nicht lang genug dauern, um alle alten Kisten aus dem Verkehr zu ziehen. Die einzige Alternative wäre ein gigantisches Abwrackprogramm. Es hätte den Nebeneffekt, dass mit den Oldies auch die meisten Abgase verschwinden würden und der Bund viel Geld sparen könnte, das jetzt zur Verschandelung des Welterbes ausgegeben werden soll!
Sind die neu geplanten Liegeplätze mit Landgangstegen unbedingt erforderlich?
Zwischen Rheinfelden bei Basel und der Nordsee ist der Rhein auf 884 Kilometer Länge schiffbar. Wenn es jetzt auf den 68 Kilomtetern des Oberen Mitteltrheintales weiterhin lediglich Ankerplätze geben würde, die keine komfortablen Möglichkeiten bieten, an Land zu gehen, dann würde das sicher für die Schiffsbesatzungen keine Katastrophe bedeuten. Es handelt sich da lediglich um 6,7 Prozent der schiffbaren Strecke. Schließlich hat der Rhein bei Bad Salzig laut Aussagen von Schiffern einen "guten Ankergrund" und damit ist auch weiterhin ein sicheres Ankern an der Bad Salziger Reede sichergestellt.
Steht die von der WSV geplante Ausbaumaßnahme mit der Neugestaltung der „mittleren Einfahrt“ in Einklang?
Zurzeit wird daran gearbeitet, das Rheinufer in Bad Salzig attraktiver zu gestalten, insbesondere soll die bereits vorliegende Planung zur Umgestaltung der "mittleren Einfahrt" forciert werden.
Der Bad Salziger Bevölkerung ist sehr daran gelegen, am Rheinufer ein attraktives Ambiente zu schaffen. Die ursprüngliche und jetzige Planung stehen im Widerspruch zu diesen Bestrebungen.
Jeder der am Rhein spazieren geht, weiß was es heißt, den Lärm der viel zu breit ausgebauten Bundesstraße und den Bahnlärm zu erleben. Der Bau von ca. 44 Dalben und 16 Landgangstegen zerstört das Ortsbild ganz erheblich. Die Menschen hier vor Ort haben ein Recht darauf in einem liebevoll gestalteten Umfeld zu leben.
Nötig ist ein Kompromiss, den beide Seiten akzeptieren können. Dieser Punkt ist noch nicht erreicht!